Beitrag aktualisiert am 9. Juli 2019 von Marco Eitelmann
Grundsätzlich gibt es drei Arten von Marktakteuren an der Börse.
- Den reinen Investor
- Den reinen Trader
- Der Händler, der sowohl investiert, als auch kurzfristig tradet.
Was ist nun die bessere Geldanlagemöglichkeit?
Die eines Investors, oder die eines Traders?
Zunächst einmal die Unterschiede zwischen Tradern und Investoren, in der einfachen Kurzfassung:
Investoren:
Kaufen Positionen mittel, bis langfristig, um nach eingehender Analyse, meist auf Fundamentaler Basis, oder nach deren Einschätzung zur Zukunft des jeweiligen Unternehmens Rendite zu erwirtschaften.
Investoren können sowohl sehr konservativ, jedoch auch äußerst spekulativ am Markt auftreten.
Während konservative Investoren eher den Value Ansatz bei Aktien verfolgen und in Anleihen übergewichtet sind, werden spekulativere Investoren eher einen Growth Ansatz verfolgen und weniger bis gar keine Anleihen zur Diversifikation in ihren Portfolios halten.
Dies ist nur eine sehr vereinfachte Darstellung eines klassischen Investors, es gibt unzählige Schattierungen unter der Gruppe der Investoren.
Zwischen einem Staatsanleihen Investor und einem Emerging Market Privat Equity Investor liegen Welten, sowohl bei den Chancen, als auch bei den Risiken!
Trader:
Trader sind meist sehr kurzfristig orientiert.
Die Entscheidungen der Mehrzahl der Trader erfolgt meist auf kurzfristigen News, oder Charttechnik, sowie Indikatoren und Handelssysteme, die vorher ausgearbeitet wurden.
Ein Großteil dieser Trader setzt kurzfristig mit Hilfe von Derivaten auf gehebelte Positionen, die sowohl Chancen, als auch Risiken der eingegangenen Trades deutlich erhöhen.
Auch in dieser Händlergruppe gibt es sehr konservative Trader, die mit sehr konservativem Money Management nur wenige Prozent ihres Gesamtkapitals in Aktien, oder Indizes setzen, aber auch Trader, die hoch spekulativ und aggressiv handeln.
Diese spekulativen Trading Arten, können bis hin zu sehr illiquiden, über Derivate hoch gehebelte Märkte reichen und das mit einem sehr aggressiven Money Management.
Ab einem Gewissen Niveau, geht das Ganze dann schon in Richtung Zocker.
Ab einem Dauereinsatz von Hebel 20 und höher, bei schlechtem Money Management, kann man es nicht mehr als Trading, sondern fast schon als täglfichen Casinobesuch bezeichnen.
Wichtig ist, nicht jeder Trader ist ein Zocker!
Auch ein Investor kann ein Zocker sein.
Die Börse besteht aber größtenteils nicht aus reinen Zockern!
Nach der kurzen Vorstellung und dem einfachen Unterschied zwischen Tradern und Investoren, möchte ich zum Kernpunkt kommen und der Frage:
Was ist der bessere Handelsansatz? Investor, oder Trader?
Ich bin nach sehr langer Börsenerfahrung zu der Entscheidung gekommen, dass eine Kombination aus Investieren und Traden für mich die beste und langfristigste Lösung ist, um an der Börse zu investieren.
Warum Investieren mit Traden kombinieren?
Zunächst muss man ganz klar die Vorteile eines Investors gegenüber einem Trader sehen.
Zum Investieren benötigt man vor einer Investmententscheidung je nach Kenntnissen der Markt- und Unternehmenslagen zwar viel Zeit, bevor man ein Investment auf Grund fundamentaler Werte bzw. Zukunftsaussichten eingeht, jedoch muss dieses Investment danach viel weniger beachtetet werden, als die kurzfristige Position eines Traders.
Je aggressiver und spekulativer ein Trader ist und je höher gehebelt seine Position ausfällt, umso mehr und intensiver muss er sich um eine solche Position kümmern und diese beobachten.
Ein weiterer klarer Nachteil für Trader sind die Gebühren.
Diese sind zwar bei guten Brokern für einzelne Trades relativ gering, jedoch in Ihrer Masse und somit Ihrer Wirkung sehr negativ, da viel mehr Positionen geöffnet und wieder geschlossen werden, als bei einem klassischen Investor.
Noch ein Nachteil für Trader ist die Zeit, die das Traden benötigt. Während ein Investor eine Aktie, sagen wir „Nestle“ kauft, und diese Jahre hält und nur hauptsächlich die News und Bilanzen des Unternehmens checkt, so muss ein Trader ständig handeln (bis auf wenige Ausnahmen) um ein Ergebnis zu erzielen.
Es ist sehr schwer, 20 % Jahresperformance und mehr zu erzielen, wenn man Trader ist.
Kurzfristig ist das oft kein Problem, langfristig ist es jedoch extrem zeitintensiv, und mit teils hohen Einbrüchen vom bisher erreichten Hoch (Draw Down) begleitet.
Die Wahrscheinlichkeit auf eine kontinuierliche und vor allem langfristige 20 % Jahresrendite ist ebenfalls niedrig.
Der letzte und für mich entscheidende Nachteil eines Trader gegenüber eines Investors ist jedoch, dass Traden sehr Volatil (Schwankungsbehaftet) und vor allem stressig ist.
Eine hohe Volatilität kann auch einen Investor treffen, wenn er z.B. nur in Aktien investiert ist, oder in sehr wenige Werte, jedoch wird dieser Investor das Ganze wahrscheinlich beruhigter aussitzen, oder gegensteuern können, als ein Trader, der an einem schlechten Börsentag gerade massiven Schwankungen ausgesetzt ist, die gegen seine gehebelten Positionen laufen.
Ein gutes Money Management, reduziert die Schwankungen für Trader zwar deutlich, jedoch ist immer nur ein kleiner Teil des Kapitals auch im Markt, meist punktuell und wenig diversifiziert.
Warum ich trotzdem zum Teil Trader bin.
Traden hat auch Vorteile, wenn man es mit einem langfristigen, konservativen und sinnvoll diversifizierten Depot kombiniert.
Dies gilt insbesondere in sehr schlechten Markphasen, oder bei sehr schlechten News, seien es Wirtschaftsdaten, oder politische Krisen.
Ein reiner Investor der langfristig an Value Aktien festhält, sitzt diese Situationen meist einfach aus.
Ich nutze solche Situationen zum Traden und sichere mein Investmentportfolio dann mit Mini Future Zertifikaten, oder Reverse Bonus Zertifikaten Short, gegenüber den entsprechenden Werten, die sich im Abwärtstrend, oder gar im Crashmodus befinden ab.
Ebenso kann ein Investor, der seinen Anlagestil mit Trading ergänzt, seine Performance durch kurzfristige gehebelte Long Trades erhöhen.
Auch hier schaue ich nur auf die großen Ereignisse wie z.B. eine erhebliche Zinssenkung der Zentralbanken, Konjunkturprogramme, beendete Krisen usw.
Es geht mir nur darum, die großen Ereignisse zu Traden und nicht jedem Wirtschaftsdaten Index nachzulaufen, seien es die aktuellen Häuserverkäufe, oder der Geschäftsklimaindex.
Für mich zählen nur die wirklich großen News für meine Trading Entscheidungen, dazu zählen aber auch ganz klare Brüche langfristiger Aufwärts, oder Abwärtstrends, idealerweise mit vorheriger sauberer Topbildung, oder Bodenbildung im Chart. Kurzfristige Zeitfenster sind eher uninteressant für meinen Anlagestil.
Fazit:
Es macht absolut Sinn, Investieren und Traden zu verbinden.
Haben Sie sehr viel Zeit, oder sogar die Möglichkeit hauptberuflich an der Börse zu agieren, dann macht Traden auch allein durchaus Sinn.
Mir stellt sich aber immer wieder die Frage:
Warum jeden Tag 5-6 Stunden oder gar mehr Traden und sich Stress machen und am Ende des Jahres vielleicht 10 % Gesamtkapitalrendite erreichen, wenn man mit einem guten Investmentansatz in Kombination mit Trading und nur 1-2 Stunden am Tag dasselbe Ergebnis erreichen kann.
Für mich hat auf kurz, bis mittelfristige Sicht renditetechnisch das reine Trading oft die Nase vorn.
Langfristig ist es ganz klar das Investieren, was meistens unterm Strich mehr Rendite bringt, verbunden mit weniger Arbeit und weniger Stress.
Dies natürlich, mit klassischem fundamentalem Ansatz, in konservative Werte und Anlageklassen, in Kombination mit Trading.
Zeitlich gesehen, und das ist das Wichtigste für mich, gewinnt hier eindeutig der Investor gegenüber dem Trader.
Vom Stressfaktor Trading, weniger Arbeitsaufwand und meist weniger Volatilität ganz zu schweigen.
Zu diesem Thema finden Sie auch eine Umfrage mit dem Titel:
„Trader, oder Investor?“
Zum Thema weiterführende Informationen und zusätzliche interessante Beiträge:
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Meine Mindest-Rendite beim traden sind 20%.
Mit gutem Markt im Rücken können aber auch 1-2% pro Woche möglich sein.
Gruß
Alex
Hallo Alex,
20 % im Jahr sind enorm, schaffst Du das auch in Märkten wie 2001/2002 und 2008?
Bist Du nur Long aktiv, da Du über Aktien handelst?
Gruß
Marco
Schöner Artikel, besonders zum Thema Stressfaktor. Es ist nämlich ein Irrglaube, dass man mit 10-Stunden-Daytrading erfolgreicher sein muss, als mit langfristigen Investments.
Dennoch hat Trading den Vorteil, bei nachhaltig funktionierender Strategie auf Grund des Hebeleffekts mit wenig Eigenkapital viel bewegen zu können.
Viele Grüße
Tim von tradingfreaks.com