
Beitrag aktualisiert am 9. Juli 2019 von Marco Eitelmann
In den letzten gut 30 Jahren hat sich der MDAX wesentlich besser entwickelt als der DAX. Viele Investoren liebäugeln daher eher mit einem MDAX ETF Investment als langfristige Geldanlage, statt einen ETF auf seinen großen Bruder, den DAX zu kaufen. Rein von der Rendite her, hat sich der MDAX wesentlich besser entwickelt, das stimmt! Doch geben vergangene Ergebnisse bzw. Entwicklungen bei der Performance keinen Aufschluss über die zukünftige Entwicklung. Was für und gegen einen MDAX ETF statt eines DAX ETF spricht, möchte ich etwas genauer unter die Lupe nehmen. Ich habe aktuell z.B. den DAX mit 2,5 Prozent in meinem langfristigen globalen ETF-Portfolio gewichtet und nicht den MDAX als direktes Investment gewählt.
Wird der MDAX auch in Zukunft den DAX schlagen und lohnt sich somit ein MDAX ETF mehr als ein DAX ETF?
Auf sehr lange Sicht konnte bisher der MDAX eine wesentlich bessere Entwicklung als der DAX vorweisen. Ist das nun Zufall? Ja und Nein. Der MDAX hatte in seiner Geschichte einige extreme Highflyer im Index und auch oftmals ein hohes Glücks-Momentum. Was ist damit gemeint? Während im SDAX (Small Cap Index, der kleineren Werte) viele Unternehmen den Bach runter gingen, oder eben in Sachen Performance vor sich hintröpfelten, wurden die Aktien mit hervorragenden Erfolgsgeschichten recht schnell groß in ihrer Marktkapitalisierung und landeten so im MDAX. Im MDAX sind grob gesagt die langfristigen Gewinner des SDAX. Wenn eine Aktie im SDAX gut gelaufen ist und im MDAX dann erst richtig Gas gegeben hat, dann kann sie so wie Wirecard, Beiersdorf oder auch die in den 90ern aufgenommene SAP irgendwann im Dax landen. Bis dahin sind die Werte schon extrem gut gelaufen und haben dem MDAX eine ordentliche Performance als Indexmitglieder beschert. Oft sind sie dann im DAX nicht mehr so extrem wachstumsfroh wie zuvor im MDAX Index, was natürlich auch ihrer Unternehmensgröße geschuldet ist. Auch Abstürze der Werte nach der DAX Aufnahme sind drin. Das Resultat daraus ist, dass die DAX Performance dann darunter leidet. Midcaps sind praktisch positiv ausselektierte Smallcaps und haben noch ordentlich Wachstumspotential. Sie verlassen den MDAX nach oben hin zum DAX meist auf einem sehr guten Kurs-Niveau. Ein Garant für die zukünftige Entwicklung des MDAXES sind sie jedoch nicht. Zudem kann sich das Spiel auch umdrehen, wenn Looser aus dem DAX in den MDAX zurückfallen, wobei natürlich auch hier wiederum eine Erholung dieser Werte möglich ist.
„Der MDAX ist breiter diversifiziert als der „Auto- und Finanz DAX“
Der MDAX, so sagt man, repräsentiert die deutsche Wirtschaft wesentlich besser und breiter als der DAX. Das stimmt auch in gewisser Weise. Der DAX wurde eine Zeitlang auch gerne als „Automobil- und Finanzwerte Index“ bezeichnet. Die Automobilwerte haben jedoch aufgrund ihrer miserablen Performance der letzten 10 Jahre ordentlich an Indexgewicht verloren, genauso wie die noch viel stärker gebeutelten Banken und Versicherungen. Einige Banken und Finanzwerte wie z.B. die Commerzbank, die Hypo Vereinsbank, die Dresdner Bank oder auch die Hypo Real Estate haben den Index schon lange wieder verlassen bzw. existieren nicht mehr. Es sind größtenteils katastrophal gelaufene Aktien, die nun sogar wie im Falle der Commerzbank nun im MDAX notieren. Genau wie der DAX, setzt sich auch der MDAX immer wieder neu zusammen und bildet zwangsweise Branchenschwerpunkte. Im Moment könnte man den MDAX ebenfalls einen Namen geben wie „Deutsche Immobilienwerte und Luftfahrtindustrie“. Ja, der MDAX ist breiter diversifiziert als der DAX, aber das heißt nichts für die zukünftige Entwicklung. Er hat ebenfalls aktuell massive Branchenschwerpunkte, welche sehr zyklisch und äußerst konjunktursensitiv sind!
Was gegen einen MDAX ETF statt eines DAX ETF spricht?
Auch wenn die Performance in den letzten 15 Jahren des MDAX besonders überzeugt hat, so gab es bereits andere Zeiten bzw. Phasen im MDAX/DAX Verhältnis bzw. direkten Performance Vergleich, wie der folgende Chart verdeutlicht.

Momentan sehe ich sogar folgende schwerwiegenden Risiken, welche die Outperformance zumindest über 1-2 Jahrzehnte einbrechen lassen könnten.
- Der MDAX ist aktuell sehr hoch in deutsche Immobiliengesellschaften und der Luftfahrtindustrie sowie zyklischen Unternehmen übergewichtet. In einer neuen Krise fallen gerade Immobilienwerte und Industrieunternehmen extrem überproportional zum Markt.
- Der MDAX ist wesentlich volatiler in seiner Zusammensetzung als der DAX, nicht nur bei den Unternehmen selbst, nein auch bei seinen Werten die zeitweise 50 Aktien oder jetzt eben 60 Aktien umfassen. Ein Index mit 60 Werten entwickelt sich anders als einer mit 50 Werten. Einzelne Highflyer und der damit verbundene Renditekick sind so zukünftig geringer gewichtet.
- In Zukunft wird es einen massiven Umbruch in der Automobilindustrie geben. Diesel und Benziner werden in einigen Jahrzehnten nur noch historische Schaustücke darstellen. Sollten es ein oder zwei deutsche Autobauer schaffen alternative Antriebsformen wie Elektro- oder Brennstoffzellentechnologien erfolgreich für den Massenmarkt zu integrieren sowie gewinnträchtig zu platzieren, dann könnte der DAX davon überproportional im Vergleich zum MDAX profitieren. Es muss ja nicht Tesla sein der die Automobilwelt der Zukunft allein beherrscht. Genau die gleiche Perspektive gilt für die Versorger, falls sie die Energiewende in den Griff bekommen, wenn nicht, dann fallen sie eben irgendwann aus dem DAX und dümpeln dann sehr wahrscheinlich im MDAX weiter vor sich hin.
- Obwohl der DAX nur 30 Werte besitzt, ist er aktuell weniger Industrie- und Immobilienabhängig im Vergleich zum MDAX. Gerade in den Immobilienwerten sehe ich das höchste Verlustrisiko bei größeren Einbrüchen und ggf. zusätzlich irgendwann wieder steigenden Zinsen!
- Small Caps und mittlere Werte können locker ein Jahrzehnt und mehr die Bluechips underperformen. Das heißt einfach gesagt, sie entwickeln sich schlechter über lange Phasen als die Standardwerte. Das muss nicht sein, aber man kann es nicht zuverlässig voraussagen!
Der MDAX birgt erhebliche Risiken und Hebeleffekt nach oben und unten!
Der MDAX ist bekannt dafür, dass er sowohl nach oben, als auch nach unten erheblich mehr seine Entwicklung hebelt als der DAX. Das gilt nicht nur in positiven Börsenzeiten, sondern auch in negativen Entwicklungsphasen. Minus 70 Prozent sind bei erheblichen Wirtschaftskrisen problemlos möglich. 2007/2008 bis zum Tiefpunkt waren es z.B. rund 65 Prozent Minus im MDAX Segment. Dies ist nun zwar auch nicht besonders viel weniger und sogar relativ ähnlich der DAX Performance, jedoch könnten die hohen Immobilien- und Luftfahrtanteile in der aktuellen Situation noch tiefere Verluste hinterlassen. Stabiler macht also ein MDAX ETF das Depot in Krisenzeiten auch nicht.
MDAX oder DAX ETF – Welchen würde ich kaufen?
Wenn ich gezielt auf einen deutschen Schwerpunkt im Portfolio setzen würde, dann wäre meine Entscheidung 40 % DAX und 50 % MDAX sowie 10 % SDAX ETF. Den Tec DAX hat man dann in großen Teilen im Prinzip auch schon drin, da Technologie Werte ja nicht mehr vom MDAX getrennt sind. Auch das ist übrigens eine wichtiger Einflussfaktor, der die Performance des MDAX in Zukunft auch deutlich verändern kann.
Fazit:
Der MDAX als ETF Investment ist sicherlich keine schlechte Idee. Die vergangene Entwicklung und die unzähligen Änderungen in der Vergangenheit des Indizes sowie auch die aktuellen Einflussfaktoren, lassen es aber nicht zu, aufgrund der vergangenen Entwicklung auf die zukünftige Entwicklung des MDAX zu schließen. Ich würde also liebe in alle drei Indizes investieren und so einen großen Anteil der deutschen Aktienmarktkapitalisierung abgreifen. Im Verhältnis DAX, MDAX und SDAX von 40/50/10, wahlweise auch 40/40/20 sehe ich eine gute Aufteilung der ETF Investments für die gezielte Schwerpunktsetzung im deutschen Wirtschaftsraum. Einfach nur einen der drei Indizes zu wählen, halte ich langfristig nicht für ideal. Der DAX kann weiterhin im Schatten des MDAX bleiben, der MDAX kann vom SDAX überholt werden, er kann aber auch wieder sehr lange Zeit im Vergleich zum DAX in Sachen Rendite schwächer laufen. Man weiß es eben nicht vorher. Dann habe ich lieber eine gemischte und vielleicht niedrigere Performance im Vergleich zum „all in“-Investment in den Top Index, jedoch auch wesentlich mehr Rendite, als wenn mein Geld komplett ausgerechnet in den Index geflossen wäre, der sich dann eventuell später am schlechtesten entwickelt hätte.
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