Beitrag aktualisiert am 9. Juli 2019 von Marco Eitelmann
Wie „normale Anleihen“ funktionieren und wo bzw. wie diese zu kaufen sind, erfahren sie unter dem Link: „Anleihen kaufen und verstehen“. In diesem Beitrag soll es um eine ganz spezielle Form der Anleihe gehen, nämlich um die so genannte „Inflationsindexierte Anleihe“ die vornehmlich von Staaten ausgegeben wird. Um den Sinn und die Funktionsweise von inflationsindexierten Anleihen besser zu verstehen, müssen vorher ein paar Punkte genauer erklärt werden.
Was bedeutet „Inflation“ überhaupt. (Die ganz schnelle und einfache Kurzfassung):
Befindet sich die Wirtschaft in einer Inflation, so wird das im Umlauf befindliche Geld zunehmend wertloser, da die Preise für Waren und Dienstleistungen steigen und man so immer weniger für sein Geld kaufen kann, dies nennt man dann auch „Teuerungsrate“. Eine Inflationsrate von ca. 2-2,5 % pro Jahr gilt als normal und erstrebenswert, das Gegenteil von Inflation wäre Deflation. Hier fallen die allgemeinen Preise und das Geld wird somit mehr Wert, da es dann mehr Kaufkraft besitzt.
Sind inflationsindexierte Anleihen das gleiche wie „Inflation Linked Bonds“?
Ja, beides gehört zur selben Anleihegattung, „Inflation Linked“ bezeichnet ebenfalls Anleihen die an die Inflationsrate und deren Entwicklung gebunden sind.
Was sind nun inflationsindexierte Staatsanleihen und wie funktionieren sie in der Praxis?
Der Käufer einer inflationsindexierte Anleihe oder englisch eines „Inflation-Linked Bond“ bekommt meist nur einen sehr geringen Grundzins auf seine Staatsanleihe gezahlt. Ein Investor der eine solche Anleihe kauft, tut dies aus dem Grund und der Einschätzung heraus, dass die Inflationsrate des der Anleihe zugrunde liegenden Staates hoch bleibt, oder anziehen dürfte. Je höher die Inflationsrate, desto mehr Zinsen kann der Investor von einer solchen Anleihe erwarten. Der Grund ist, dass zusätzlich zu dem meist niedrigen Zins-Kupon der Anleihe anteilig die Inflationsrate in Form von höheren der Inflationsrate entsprechenden Zinsen aufgeschlagen wird. Eine inflationsindexierte Anleihe hat somit einen variablen Kupon, der sich mit steigender Inflationsrate erhöht. Das Risiko einer solchen Anleihe liegt natürlich darin, dass diese im Vergleich zu normalen Anleihen deutlich underperformen kann und bei Deflation zu Problemen führt. Dieses Risiko steht natürlich gegenüber dem allgegenwärtigen Risiko eines Totalverlusts im Falle einer Zahlungsunfähigkeit der jeweiligen Staaten z.B. auf Grund einer Staatspleite. Die Inflationsrate, die den Kupon positiv und negativ beeinflussen kann, muss auch nicht direkt auf den jeweiligen Staat lauten, welcher die Anleihe ausgegeben hat. Deutschland orientiert sich hier z.B. gerne an der europäischen Inflationsrate.
Welche Vorteile und Nachteile haben inflationsindexierte Anleihen im Vergleich zu normalen Anleihen?
Sowohl Vor- als auch Nachteile der inflationsindexierten Wertpapiere liegen klar auf der Hand. Man kann so sein Geld größtenteils vor steigenden Verbraucherpreisen schützen, die Anleihe passt ihren Zins den höheren Verbraucherpreisen praktisch automatisch an. Der große Nachteil ist, dass dies auch umgekehrt der Fall sein kann. Mickrige Zinsen durch niedrige Inflationsraten, oder im schlimmsten Fall sogar deflationäre Tendenzen. Glaubt man jedoch an eine bald stark steigende Inflationsrate, dann sind Inflation Linked Bonds genau das richtig Investment. Eine Spekulation auf steigende Teuerungsraten.
Fazit:
Inflationsindexierte Anleihen haben oftmals noch ganz eigene Regeln und Bedingungen in ihren Wertpapierprospekten, die wirklich schwer zu durchschauen und auch für so manch fortgeschrittenen Anleger schwer zu verstehen sind. Ich bin nur an inflationsindexierten Anleihen über Anleihefonds beteiligt. Einzelne Anleihen dieses Typs habe ich in der Vergangenheit zwar schon selbst geordert, finde aber ein großes und breit diversifiziertes Portfolio dieser Anlageklasse über einen Fonds vom Chancen/Risikoprofil her sinnvoller.
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