Wie viel als Lagerbestand gebundenes Kapital ist für einen Onlineshop nötig und woher bekomme ich es? Eigenkapital vs. Fremdkapital

Kartons über Kartons - Der Warenwert im Lager bindet erhebliche Mengen wertvollen Kapitals nicht nur in der Anfangsphase eines Onlineshops.

Beitrag aktualisiert am 9. Juli 2019 von Marco Eitelmann

Wer einen eigenen Onlineshop betreiben möchte, braucht neben Zeit vor allem eine Ressource und diese heißt Kapital bzw. Liquidität, um die Waren einzukaufen, Risiken abzufedern und einen angemessenen Lagerbestand aufzubauen. Natürlich ist der Kapitalaufwand hierbei vom Thema bzw. der Warenwelt des jeweiligen Onlineshops abhängig. Theoretisch ist es auch möglich nur mit sehr geringen Mitteln an Eigenkapital bzw. Fremdkapital einen Onlineshop zu gründen. Dies ist z.B. der Fall, wenn Waren extrem schnell vom Lieferant auf Abruf geliefert werden können oder eben der Lieferant bzw. Hersteller direkt nach Bestellung an den Kunden liefert, sogenanntes „Drop-Shipping“. Aus eigener Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass es besser und sicherer ist wirklich eine gute Grundversorgung an Waren im eigenen Lager auf Direktabruf stehen zu haben. Es macht den Job stressfreier und ist für die Kunden in Sachen Verfügbarkeit selbstverständlich auch am besten. Dies soll nicht etwa heißen, dass die kapitalarme Version einer Onlineshop Gründung nicht funktionieren kann. Auch dafür gibt es viele positive Beispiele. Wie so oft, macht es wie fast überall im Leben ausreichend Kapital natürlich viel bequemer und einfacher ins eigene Onlineshop Business zu starten.


Das Start-Kapital für den eigenen Onlineshop
Eigenkapital, Fremdkapital oder beides?

Im Idealfall hat man genügend Eigenkapital, um die benötigten Warenwerte für sein Vorhaben anschaffen zu können und im besten Fall auch noch alles von Verpackung bis Hosting-Kosten zu bezahlen, sowie eine ausreichende freie Liquidität auf seinem Geschäftskonto zu verfügen. Dies ist jedoch leider nicht der Normalfall und eine Kombination aus Fremdkapital und Eigenkapital wird nötig, im schlechtesten Fall eine reine Fremdfinanzierung. Diese kann dann entweder über die handelsüblichen Banken geschehen, oder über Onlinevermittler bzw. p2p Kredite wie sie unter anderem von Marktführern außerhalb des Bankensektors wie z.B. Smava angeboten werden.

Vorteile und Nachteile zum Thema Eigenkapital bei der Shop Gründung:
Ein ganz klarer Vorteil von Eigenkapital in ausreichendem Maße bei einer Onlineshop-Gründung ist nicht nur seine beruhigende Wirkung, sondern auch der Fakt, das keine Kreditzinsen darauf anfallen und somit keine zusätzlichen Kosten entstehen. Zudem ist man nicht von Banken oder fremden Geldgebern abhängig bzw. muss sich vor ihnen nicht mit teils übertrieben detaillierten Businessplänen in jedem Punkt rechtfertigen. Der Nachteil des Eigenkapitals liegt wohl nur in seiner wahrscheinlichen mengenmäßigen Begrenztheit.

Vorteile und Nachteile zum Thema Fremdkapital bei der Gründung eines Onlineshops:
Eine Gründung die hauptsächlich oder sogar ausschließlich auf Fremdkapital beruht, ist mit sehr hohen Risiken verbunden, da im Falle eines Scheiterns im Vergleich zu einer Gründung aus Eigenkapitalmitteln weiterhin Schulden bestehen bleiben. Daraus resultiert viel Druck und eine erhebliche Zinslast, da bei geringen Mengen Eigenkapital oder gar schlechter Bonität die Zinsen deutlich höher als im Marktdurchschnitt für fast alle vermittelten Kredite ausfallen werden.

Die ideale Kombination besteht meist sowohl aus Eigenkapital und Fremdkapital
Da die meisten Gründer wohl kaum über 100 % Eigenkapital verfügen werden, um alles zu finanzieren was mit der Shop-Gründung und dessen laufenden Betrieb in Bezug steht, ist die Kombination aus Eigenkapital und Fremdkapital in vielen Fällen die beste Lösung. Je höher der Eigenkapitalanteil, umso geringer das Risiko bei einem Scheitern. Mit ausreichend Liquidität und Bonität, ergeben sich auch bei den zu zahlenden Kreditzinsen wesentlich attraktivere Konditionen und geringere Kosten, als bei einer reinen Fremdfinanzierung. Da ich ein konservativer Gründer bzw. Investor bin, würde ich prozentual Eigenkapital im Verhältnis zum Fremdkapital von maximal 60 zu 40 nicht zu Gunsten fremder Geldmittel überschreiten.


Wie viel Lagerbestand bzw. gebundenes Kapital ist normal?
Es ist sehr davon abhängig, was genau über den Onlineshop vertrieben werden soll. Während ein sehr flaches Sortiment mit Spezialisierungen auf sehr wenige Artikel, vielleicht sogar nur 2-3 Produkte im Schnitt weniger Kapital binden (ausgenommen natürlich es sind sehr hochpreisige Waren), werden im Gegenzug Warengruppen wie Textilien, Schmuck, Elektronik und ähnliche Konsumgüter, vor allem bei einem breiten Sortiment, welches in diesem Falle oft gebraucht wird einen sehr hohen Anteil an Kapital im Lager binden. Ich habe damals bei meinem Onlineshop die Bereiche Textilien, Schmuck und Räucherwaren (z.B. Räucherstäbchen und Zubehör) aus dem Gothic/Metal und Mittelalterbereich vertrieben. In Kombination mit Drop Shipping wurde trotzdem recht viel Kapital gebunden, daher kann ich folgende Erfahrungswerte aus diesem Bereich bieten. Insgesamt hatte ich knapp 150 Artikel in meinem Onlineshop zum Verkauf stehen.

  • Textilien (durch viele Größen und Variationen)
    mindestens 5000-8000 Euro Lagerbestand
  • Schmuck (große Auswahl, hauptsächlich Silberschmuck und ein Teil Modeschmuck)
    mindestens 1000-2000 Euro Lagerbestand
  • Räucherwaren (Hochwertige Ware mit viel passenden Zubehör aus Handarbeit)
    mindestens 800-1500 Euro Lagerbestand

Man kann hier sehr schön die Unterschiede der verschiedenen Warengruppen und der Sortierung bzw. Sortimentsbreite innerhalb dieser Gruppen erkennen. Aus heutiger Sicht würde ich nur noch in Ausnahmefällen auf seriöse Großhändler in Bezug auf „Drop Shipping“ zurückgreifen und zur Sicherheit einen ordentlichen Warenbestand aufbauen. Der Kunde wartet heute noch viel weniger auf bestellte Ware, als dies noch vor 5 oder gar 10 Jahren der Fall war. 3 Tage Lieferzeit sollten aus heutiger Sicht die absolute Schmerzgrenze darstellen! Früher konnte man sich auch mal eine ganze Woche Zeit lassen, zumindest wenn man es dem Kunden vorher im Shop VOR seiner Bestellung bei der Lieferzeit angegeben hatte und die Ware eben nur selten oder ganz speziell war, wie es in meinem Bereich oft vorkam. Selbst große Shops aus der Gothic- und Metalszene die leider größtenteils verschwunden sind, hatten zeitweise Lieferzeiten von bis zu 1-2 Monaten. Heutzutage unvorstellbar, damals aber teilweise völlig normal.

Fazit:
Wer nicht 100 % auf Drop Shipping setzt, wird je nach Sortimentsgröße einen unterschiedlich hohen Bedarf an Kapital zum Aufbau eines ordentlichen Langerbestandes benötigen. Ich würde, wenn nicht der Idealfall aus reichlich vorhandenem Eigenkapital besteht immer auf eine Kombination aus Eigen- und Fremdkapital setzten. In dieser Kombination und bei genügend Bonität ist die Verzinsung dann oftmals deutlich besser als mit einer 100 % Fremdkapitalfinanzierung. Daneben ist es natürlich auch ein ganzes Stück sicherer mit Eigenkapital zu starten und nicht schon zu Beginn einer Selbständigkeit in Sachen Geld ums Überleben zu kämpfen und sich zu stark zu verschulden. Auch dieser Schritt ist zwar möglich und es gibt teilweise auch gute Beispiele und Erfolge von Menschen, welche es in dieser Form geschafft haben. Leider ist dieser Weg ebenso von zusätzlichem erheblichen Druck und Stress begleitet, was einem bei der ohnehin schon anspruchsvollen und zeitaufwändigen Tätigkeit des laufenden Onlineshop-Betriebes deutlich stören kann. Ganz ohne Eigenkapital einen eigenen Onlineshop zu starten würde ich daher niemanden empfehlen!



Dieser Beitrag ist Teil der Artikelserie: Von der Gründung eines Onlineshops, dessen Verwaltung, Vermarktung und Pflege, sowie wertvolle Tipps, Hürden und möglichen Risiken aus der Praxis

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Über Marco Eitelmann 378 Artikel
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