Beitrag aktualisiert am 12. September 2019 von Marco Eitelmann
Ich habe in diesem Beitrag bereits unter Berücksichtigung von Extremwerten – für allen in meinem Portfolio enthaltenen Anlageklassen – mein Gesamtrisiko und die möglichen Verluste berechnet, welche nach meiner Einschätzung in einem größeren globalen Crash entstehen könnten.
Ich bin dabei von einem sehr großen Einbruch der Kurse über alle Anlageklassen gleichzeitig ausgegangen. Das berechnete Risiko stellt sich somit eher als übertrieben in Bezug auf einen gewöhnlichen starken Crash dar. Es handelt sich praktisch um eine synthetische Worst Case Rechnung.
Ob es einmal so kommt, ist zwar auf über alle Anlageklassen gleichzeitig gesehen nicht ausgeschlossen, aber äußerst gering. Im Extremfall können die Verluste jedoch sogar noch größer sein (siehe Jahrhundertcrash 1929). Trotzdem bin ich für die Zukunft langfristig sehr optimistisch, was die Kapitalmärkte und natürlich auch die Entwicklung der Menschheit betrifft.
In diesem Beitrag habe ich mein Depot auf die größeren Crashphasen 1929 und 2000-2003 sowie 2007 bis 2008 zurückgerechnet. Dies ist jedoch nur mit ca. Angaben möglich und teils mit Schätzungen versehen, da es z.B. Im Jahr 1929 weder ETF, noch Wandelanleihen oder REITS (Immobilienaktien nach heutiger gesetzlicher Regelung) gab.
Dies sind nur einige Gründe, warum eine exakte Rückrechnung nicht ganz möglich ist, je weiter der Crash in der Vergangenheit liegt. Für die 2000er Jahre ist dies wesentlich genauer möglich und auch viel einfacher nachzurechnen.
Die Immobilienkrise 2007-2008 hätte folgende Auswirkungen auf mein langfristiges Portfolio gehabt:
Insgesamt waren die Aktienmärkte zwar stark gefallen in diesen beiden Crashjahren, doch nicht so ganz so stark wie bei der Dot Com Blase Anfang der 2000er, vor allem nicht zeitlich so lange hingezogen. Extrem gelitten hatten jedoch die Immobilienaktien (REITS). Hier gab es Abschläge von rund 70 % zu vermelden. Die Anleihemärkte entwickelten sich hingegen relativ neutral. Gold fiel trotz Immobilienkrise unerwartet stark.
Hier die groben Werte für den 2007er/2008er Crash in Bezug auf meinen jeweiligen Depotanteil und den Verlust/Gewinn:
- Aktien Minus 50 %, Depotanteil 50 %, Verlustanteil 25 % am Gesamt Kapital
- Anleihen +- 0 %, Depotanteil 30 %, Verlustanteil 0 % am Gesamt Kapital
- REITS – 70%, Depotanteil 10 %, Verlustanteil 7 % am Gesamt Kapital
- Wandelanleihen – 30%, Depotanteil 5 %, Verlustanteil 1,5 % am Gesamt Kapital
- Gold – 25%, Depotanteil 5 %, Verlustanteil 1,25 % am Gesamt Kapital
Gesamtverlust über alle Anlageklassen vom vorherigen Hoch berechnet: 34,75 Prozent während der Finanzkrise 2007/2008
Die DotCom Blase 2000 mit dem 11. September 2001, Crashphase 2000-2003 und die ungefähren Auswirkungen auf mein Depot
Die DotCom Blase war ein Crash der durch extreme Überbewertungen im Tech Sektor Anfang der 2000er Jahre seinen Ursprung hatte und durch die Anschläge vom 11. September 2001 in New York verstärkt wurde. Drei Jahre gab es bis auf wenige kurze Erholungen für die Kurse nur eine Richtung, nach unten. Viele Werte verloren gut 70 % und mehr ihres Wertes. Selbst Giganten wie Microsoft und Amazon waren dabei. Es gab etliche Pleiten nicht nur im Tech Sektor. Erst im Jahr 2003 sollte der Boden gefunden werden. Die Aktienmärkte gaben weltweit im Schnitt 50 % nach, Anleihen hingegen liefen stabil und stiegen leicht. Gold das damals bei gerade einmal 300 USD zu Beginn der Krise stand, stieg auf über 380 USD Anfang 2003. Die Immobilienaktien blieben davon nur leicht beeindruckt, gegen 2003 stiegen sie sogar.
Auch hier wieder die groben Werte für den DotCom Crash 2000-2003 in Bezug auf meinen jeweiligen Depotanteil und den Verlust/Gewinn während dieser Phase:
- Aktien Minus 50 %, Depotanteil 50 %, Verlustanteil 25 % am Gesamt Kapital
- Anleihen +5 %, Depotanteil 30 %, Gewinnanteil 1,5 % am Gesamt Kapital
- REITS +10%, Depotanteil 10 %, Gewinnanteil 1 % am Gesamt Kapital
- Wandelanleihen – 20%, Depotanteil 5 %, Verlustanteil 1,0 % am Gesamt Kapital
- Gold + 28%, Depotanteil 5 %, Gewinnanteil 1,4 % am Gesamt Kapital
Gesamtverlust über alle Anlageklassen vom vorherigen Hoch berechnet: 22,1 Prozent während der DotCom Krise 2000/2003
Beim Crash von 1929 wird es sehr schwer diesen mit den heutigen Assetklassen und Werten überhaupt ansatzweise korrekt in seinen Auswirkungen auf mein Depot zu berechnen
1929 gab es bereits etliche Aktien weltweit, den Anleihemarkt und natürlich auch Gold. REITS und Wandelanleihen, so wie wir sie heute kennen, gab es in dieser Form noch nicht. Erst viel später im Jahr 1960, wurden die ersten REITS in den USA eingeführt. Weitere Länder kamen nach und nach hinzu. Deutschland war sogar erst gegen 2007 mit eigenen „G-REITs“ an der Reihe.
Also kann ich hier nur grob schätzen, was wohl während dieses extremen Crashs, der vor allem in den USA seinen Anfang nahm an Auswirkungen auf mein Depot hätten passieren können. Was man auch bedenken muss ist, das damals weitaus weniger Aktienmärkte verfügbar waren als heute. Manche Länder hatten noch gar keinen Zugang zu einem solchen Marktplatz, geschweigen denn einen zugänglichen Kapitalmarkt im eigenen Land.
Hier sind die Werte bis auf Aktien, Anleihen und Gold nur sehr grob geschätzt für die Crashberechnung 1929-1932. Auch die Anleihen sind schwer einschätzbar, da der Markt nicht ansatzweise so entwickelt und international war, wie er es heute ist:
- Aktien Minus 80 % weltweit, soweit Daten vorhanden sind, in den USA waren es bis zu 90 % Minus. Für die Berechnung werden Minus 80 Prozent verwendet. Depotanteil 50 %, Verlustanteil 40 % am Gesamt Kapital
- Anleihen, hier kam es weltweit zu extremen Verwerfungen und teils massiven Verlusten vor allem auch in Europa -30 %, Depotanteil 30 %, Verlustanteil 9 % am Gesamt Kapital
- REITS, diese gab es noch nicht, ich nehme hier einen Verlust von 80 % an – 80%, Depotanteil 10 %, Gewinnanteil 8 % Verlustanteil am Gesamt Kapital
- Wandelanleihen, gab es in der Masse und Form wie heute auch nicht. Meine Annahme wegen Pleiten und Korrelation zum Aktienmarkt – 70%, Depotanteil 5 %, Verlustanteil 3,5 % am Gesamt Kapital
- Gold – der Goldpreis war damals in den USA festgeschrieben zu einem fixen Wert in USD, zudem gab es im Verlauf der Krise die Zwangsabgabe von Gold an den US Staat. Eine nicht Abgabe seitens der Bevölkerung wurde hart bestraft. US-Präsident Franklin D. Roosevelt verbot ab dem 1. Mai 1933 den privaten Goldbesitz vollständig. Goldaktien verdoppelten und verdreifachten sich wiederum bei diesem Crash, siehe auch diesen Wikipedia Artikel. Wer es schaffte sein Gold ungesehen zu horten oder außer Landes zu schaffen, der konnte sich über dessen Wertstabilität und je nach Land teils enorme Wertzuwächse freuen. Vor allem behielt Gold seine Kaufkraft. Ich rechne hier konservativ mit + 400 % Realwert, Gold + 400%, Depotanteil 5 %, Gewinnanteil 20 % am Gesamt Kapital.
Gesamtverlust über alle Anlageklassen vom vorherigen Hoch, hauptsächlich geschätzt: 40,5 Prozent während des Jahrhundertcrashs von 1929-1932
Fazit:
Während die Kredit/-Immobilienkrise 2007/2008 und die DotCom Blase 2000-2003 relativ moderate Dellen im langfristigen Chart meines Depots hinterlassen hätten, wäre der Jahrhundertcrash von 1929-1932 mit Minus 40,5 % fatal gewesen und nah am Ergebnis meiner Worst Case Rechnung dran.
Zwar würde auch hier erheblich mehr Wert übrigbleiben, als bei einer reinen Aktien Investition, die zu diesem Zeitpunkt in der Spitze Minus 80 und rein in US Werten Minus 90 % gebracht hätte, doch kann sich wirklich niemand eine solche Krise wünschen.
Ich habe die beiden Krisen 2000-2003 sowie die Immobilienkrise 2007/2008 miterlebt und war mit meinem Geld im Markt. Ich konnte jeweils mit relativ geringen Verlusten raus und die tatsächlichen wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen dieser beiden Krisen sind im Vergleich zu dem was 1929 und die Jahre darauf gewesen war nur sehr klein…
Eine ähnliche Krise wie 1929 ist nie ausgeschlossen, deshalb sollte man aber nicht auf breit diversifizierte und langfristige Investitionen am Markt verzichten. Man kann sehr gut sehen, dass es selbst bei einer extremen Krise wie 1929-1932 wieder nach 10 Jahren zu einer deutlichen Erholung kam.
Wenn eine Krise jedoch noch schlimmer als die von 1929 sein sollte, was interessieren einen dann noch die Investitionen in irgendwelche Aktien oder Anleihen? In den Folgejahren von 1929 ging es für viele Menschen nur noch um das Überleben. Zudem legte diese globale Wirtschaftskrise eine der Grundlagen für den zweiten Weltkrieg.
Gesunde Marktkorrekturen von 20-30 Prozent hingegen oder ein gewöhnlicher und kräftiger Crash von Minus 40-60 % sind normal und auch völlig akzeptabel. Das was allerdings 1929 geschah, war ein echter Jahrhundertcrash. Einer solchen Situation hält kein Depot schadlos stand. Außer man setzt nur auf Gold und Silber und versteckt es gut vor dem Staat und vor seinen Mitmenschen. Aber kann man so und vor allem mit dieser persönlichen Einstellung froh und gesund leben? Sicher nicht…
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Lieber Marco,
wow was für ein toller Artikel und eine echte Wissens-Fundgrube! Vielen Dank für Deine Mühe. Die verschiedenen Crashs im eigenen Portfolio zu simulieren ist eine klasse Idee und genau das was ich gesucht habe, nämlich das Gefühl dass man eben weiß, das Portfolio wird auch solche Situationen halbwegs gut durchstehen.
Beste Grüße,
Ben
Hallo Ben,
sehr gerne, vielen Dank!
LG
Marco