Beitrag aktualisiert am 9. Juli 2019 von Marco Eitelmann
Es gibt immer wieder Zeiten an der Börse da fühlt man sich trotz breit gestreutem Aktiendepot etwas unwohl, sei es durch Terroranschläge, Konjunkturdaten, politische Verwerfungen oder den nächsten „großen Wurf“ der Notenbanken. Wer in diesen Zeiten ruhiger schlafen möchte, der sollte sind Depot je nach Aktienquote entsprechend Teilabsichern, oder vollständig „hedgen“. Wann aber sollte man sein Depot und seine Aktienbestände absichern, wann die Absicherung wieder verkaufen? Genau das ist das Hauptproblem und viel schwieriger zu entscheiden als die eigentliche Methode der Absicherung gegen fallende Aktienmärkte. Dieser Beitrag soll sich mit dem generellen absichern bestehender Aktien bzw. Aktienfondsbestände beschäftigen und nicht direkt damit, wie man mit fallenden Aktienkursen oder einem Börsencrash gezielt Geld verdienen kann. Auch dafür gibt es natürlich einen separaten und sehr interessanten Beitrag mit dem Titel: „5 Möglichkeiten wie man mit fallenden Aktien und Börsenkursen Geld verdienen kann“.
Warum sollte man überhaupt sein Aktiendepot gegen fallende Kurse absichern und nicht einfach die Positionen halten?
Langfristig stiegen in den letzten 100 Jahren fast alle der weltweiten Aktienmärkte unter teils hohen Schwankungen bestätig an. Allerdings gibt es genug Einzelmärkte und Marktphasen in denen über ein Jahrzehnt und mehr die Börse geprägt wird von heftigen Crashbewegungen und längeren Abwärtsphasen. Einige Märkte wie z.B. Japan haben sich seit über 25 Jahren nicht mehr erholt oder gar ihre alten Höchststände wieder erreicht. Einen sehr breit aufgestellten globalen Aktieninvestor interessiert dies natürlich weniger, da die Gesamtheit der großen Märkte stets nur eine Richtung kannte, nämlich nach oben. Das dabei teilweise Crashphasen mit Aktienwertverlusten von weit über 50-60 Prozent in ganzen Indizes dabei waren, wird gerade in Boomphasen gerne vergessen. Ja es ist möglich ohne Absicherung langfristig Geld zu verdienen, aber es ist für meinen Geschmack auch zu schwankungsanfällig, weswegen ich gerne auch zur Not auf ein paar mögliche Prozentpunkte an Gewinn zu Gunsten einer Absicherung verzichte. Im Übrigen kann eine Absicherungsstrategie auch zusätzliche Gewinne bescheren und ist nicht immer nur ein reiner Kostenfaktor sein. Ich möchte auf jeden Fall keine 30, 40 oder gar 50 Prozent meines Aktien-Vermögens über Monate oder vielelicht sogar Jahre hinweg verlieren!
Absicherungen per Reverse Bonus Zertifikat oder Mini Future Short Zertifikat
Meine zwei Favoriten für eine Absicherung bestehender Aktienbestände gegen einen Börsencrash oder turbulenten Marktphasen sind Reverse Bonus Zertifikate und Mini Future Short Zertifikate. Beide Instrumente profitieren unterschiedlich stark von fallenden Aktienkursen bzw. fallenden Basiswerten. Die Partizipation an fallenden Börsenkursen hängt auch von der internen Konstruktion und den variablen Werten innerhalb eines solchen Zertifikates wie z.B. dem Hebel, der Barriere, der Laufzeit (bei Reverse Bonuszertifikaten) usw. ab. Eine genauere Erklärung zum Derivat „Reverse Bonus Zertifikat“ findet sich unter: „Unterschied Bonus- und Reverse Bonus Zertifikat“.
Ein Mini Future Short Zertifikat ist kurz erklärt ein Derivat, welches mit unterschiedlichem Hebel ausgestattet ist und nach Abzug der Finanzierungskosten und des anfänglichen Spreads bei Kauf entsprechend stark (abhängig vom Hebel) an fallenden Kursen partizipiert. Je höher der Hebel, desto höher und stärker auch der Gewinn bei fallenden Kursen und umgekehrt. Bei Erreichen der KO Schwelle eines Mini Future Short Zertifikats verfällt dieses nahezu wertlos, der mögliche Restwert wird ausbezahlt. Die Laufzeit dieses Zertifikatetyps ist in der Regel immer „Open End“ d.h. ohne Laufzeitbegrenzung.
Wann sollte man sein Depot gegen fallende Aktienkurse absichern?
Die alles entscheidende Frage ist das „Wann“ für eine Depotabsicherung. Ich habe hierzu für mich ein einfaches und leicht umsetzbares Regelwerk aufgestellt, um mein passives Einkommen Depot in Krisensituationen und bei nach meiner Einschätzung nach hohen Gesamtmarkt-Risiken abzusichern. Die grundlegende Basis ob ich meine Depot absichere oder nicht, bildet dabei der allseits bewährte und äußerst beliebte 200 Tage gleitendende Durchschnitt gepaart mit dem 38 Tage gleitenden Durchschnitt als Signalgeber, in Form eines einfachen „Crosspunktes“ untereinander d.h. ich kaufe eine Absicherung direkt bei einer Unterschreitung des 38er GD’s durch den 200er GD und verkaufe sie wieder darüber. Als Unterstützung und letzte Bestätigung dieses Signals verwende ich lediglich eine einfach für mich charttechnisch wichtige Wiederstandslinie nach unten und nach oben.
Mein einfaches Regelwerk um den „richtigen“ Zeitpunkt für eine Depotabsicherung für mich zu finden:
- Eine Absicherung kommt sofort zu Stande, wenn der GD 38 den GD 200 EOD nach unten durchbricht (EOD = End of Day, also zum Tagesendkurs), spätestens jedoch am nächsten Tag zum ersten Eröffnungskurs der unter dem 200er GD bleibt. Dabei muss auch gleichzeitig eine für mich wichtige letzte Unterstützungslinie im Chart fallen! (Das Fallen der individuellen Wiederstandslinie ist das ausschlaggebende Short Signal!)
- Verkauft wird diese Absicherung bei Überschreiten des GD 200, durch den 38 er GD, sowie der gleichzeitigen Überschreitung einer wichtigen Widerstandslinie nach oben im Chart. (Das Steigen über die individuelle Widerstandslinie ist das ausschlaggebende Long Signal!)
- Sowohl bei einem Reverse Bonus Zertifikat, als auch bei einem Mini Future Short Zertifikat zur Absicherung, wird die Barriere bzw. der Knock Out Kurs so nahe wie möglich an dem als nächstes projizierten Überschneidungpunkt/Widerstand angepasst. Als Hebel für das Mini Future Zertifikat hat sich hier ein Wert von 5 als sehr erfolgreich herausgestellt.
- Als Basis dient ausschließlich der DAX zur Absicherung, da hier die Gebühren und Spreads am niedrigsten sind und der Index sehr nah an den anderen großen Weltindizes performt. Gerade bei Markteinbrüchen die nachhaltig sind, verliert der DAX oft stärker als der S&P 500, der zum einen viel breiter aufgestellt ist und zum anderen nicht aus so vielen stark exportabhängigen Werten wie z.B. den im Dax stark gewichteten Autowerten unterworfen ist. Der DAX hat einen natürlichen Hebel in Abwärtsphasen nach unten. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort „Wenn die USA hustet hat Deutschland eine Grippe“
Weiter geht es mit einem genaueren Beispiel der „einfachen“ Depotabsicherungsstrategie im Bezug auf die Aktienquote. Dieses ist zu finden unter dem Beitrag „Absichern von Aktiendepots mit Hilfe einer einfachen 38er und 200er gleitenden Durchschnitt-Strategie mit Widerstandslinien als Einstiegssignal?“. Ein Unterschreiten des 200er GD durch den 38er GD bedeutet bei mir nur sehr selten 100 % abgesicherte Aktien- bzw. Aktienfondsbestände für mein Privatdepot!
Zum Thema weiterführende Informationen und zusätzliche interessante Beiträge:
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