Aktien und ETF – Verkaufen, Absichern oder Nachkaufen im Crash oder bei Korrekturen?

Rückschläge von 50, 60 oder gar 70 Prozent und mehr sind bei einem globalen Börsencrash an den Aktienmärkten ganz normal. Sollte man da vorher Absichern oder lieber gleich verkaufen?

Beitrag aktualisiert am 9. Juli 2019 von Marco Eitelmann

Immer wieder kommt es an den Märkten zu standardmäßigen Korrekturen, teils in relativ moderater Ausführung von Minus 10-20 Prozent, teils auch deutlich höher. Auch ein weltweiter Börsencrash ist eine immer wiederkehrende wenn auch deutlich seltenere Situation, der die Märkte ganz leicht über wenige Jahre oder sogar nur wenige Monate um 50 Prozent und mehr einbrechen lassen kann.


Was kann bzw. soll man also unternehmen, um sein Depot vor fallenden Kursen zu schützen? Soll man seine ETF und seine Aktien bei sich anbahnenden Krisen vielleicht sogar komplett oder zumindest teilweise verkaufen, sie absichern, oder in einer solchen Situation sogar über den Nachkauf zu günstigeren Einstiegskursen nachdenken?

Ist das Absichern von Aktien und ETF vor einem Crash oder scharfen Korrekturen überhaupt sinnvoll?

Sowohl Aktien als auch ETF lassen sich größtenteils sehr einfach und vielfältig gegen Kursverluste Absichern, egal ob es sich nun um eine Vollabsicherung oder eine Teilabsicherung handelt. Dazu habe ich auch schon einige ausführliche Artikel mit entsprechenden Beispielen gepostet. Unter anderem betrifft dies die Absicherung gegen Kursverluste für ein ETF Depot, für Krisensituationen als Voll und Teilabsicherung oder auch anhand einfacher Signalgeber zum Einstieg in entsprechende Absicherungsstrategien (Hedging).

Lohnen sich solche Absicherungen im Vergleich zu einem Verkauf oder Nachkauf von Aktien und ETF?

Selbst mit einem guten Signalgeber und einem hohen Marktverstand, trifft man bei den meisten Fällen bei den Kursrückschlägen auf eine leichte oder moderate Korrektur, anstelle eines ausgewachsenen und mehrjährigen echten Börsencrashs. Die Absicherungen sind jedoch nicht kostenlos und schmälern daher die Rendite, falls es in die falsche Richtung geht. Trifft man jedoch genau eine Crashphase oder scharfe Korrektur mit einer entsprechenden Absicherung, dann ist auch der Ausstieg aus dieser Position später zu einem großen Teil eher eine Glückssache als eine leicht zu planende Entscheidung. Hat man zuvor bei 4-5 Korrekturen Geld mit der ständigen Voll-Absicherung verbrannt, dann hat man dieses Kapital bestenfalls in einem echten Crash wieder drin. Lohnt sich das Ganze also in einem langfristig steigenden weltweiten Aktienmarkt?… Ja und Nein

Man muss bei seiner Entscheidung zwischen Aktien und ETF differenzieren!

Eine Aktie vor Quartalszahlen abzusichern denen man nicht traut, kann einem z.B. besser schlafen lassen, man könnte die Aktie aber auch einfach verkaufen und am nächsten Tag wieder erwerben, wenn man an das Unternehmen glaubt. Bei ETF wiederum ist durch die enorme Streuung bei einem deutlichen Einbruch sogar ein Nachkauf empfehlenswerter, zumindest wenn man langfristig investiert bleiben möchte. Während bei einer Aktie ein jahrelanger Abwärtstrend von locker 70-80 Prozent Kursminus eintreten kann und sich das Unternehmen vielleicht nie mehr erholt, ja sogar Pleite geht, wird der ETF z.B. auf den S&P 500 ganz sicher niemals bei Null landen. Sollte es doch passieren, dann ist entweder die Menschheit nicht mehr in der jetzigen Form vorhanden oder der Kapitalismus wurde abgeschafft. Dann ist es aber auch egal…

Der Nachkauf von Aktien im Vergleich zum Nachkauf von ETF während Korrekturen und Crashsituationen

Auch hier muss man ganz klar unterscheiden. Glaubt man an das Unternehmen im Depot, sehen die Fundamentaldaten weiterhin vielversprechend aus und hat es nur eine Eintrübung durch die aktuelle Marktkrise gegeben, dann kann man nach ausführlicher Analyse auch günstig während eines Crashs Nachkaufen. Man sollte dies jedoch NIEMALS einfach aus dem Bauch heraus machen oder gar um seine Kurse wegen der hohen Verluste optisch zu verbilligen!


Bei ETF sieht das wieder ganz anders aus. Wenn Du seit 1880 einen Dow Jones ETF gehalten hättest (gab es damals natürlich noch nicht), dann wäre jeder Crash ein toller Nachkaufzeitpunkt gewesen mit anschließend enormen Gewinnen. Hättest Du hingegen an den damaligen Aktien im Dow Jones festgehalten, dann wären mehr als 95 Prozent davon heute nicht mehr vorhanden. Selbst das letzte Gründungsmitglied des damaligen Dow Jones (General Electric) ist mit miserablen Kursverlauf in den letzten Jahren ausgestiegen. Dies gilt übrigens für alle weltweiten Indizes. Während Indizes (und damit auch ETF) weiter bestehen, Werte aufnehmen, Werte hinauswerfen, bleibt der reine Buy and Hold Aktionär auf ganz lange Sicht gesehen auf der Strecke bzw. hat einen entsprechend viel höheren Aufwand gleich oder besser zu sein als der Index. Mehr dazu auch unter dem Thema „Lieber ETF oder Einzelaktien kaufen, was ist besser?

Teilabsicherungen als Option für ruhigere Tage und Nächte während einer Marktkorrektur oder einem ausgewachsenen globalen Börsencrash?

Egal ob Aktien, Anleihe oder Rohstoffe… alles lässt sich mit entsprechenden Derivaten absichern. Eine Teilabsicherung vor allem von ETF und Aktien bei wirklich einschneidenden wirtschaftlichen und politischen Ereignissen, kann dem Investor definitiv eine wesentlich ruhigere Betrachtungsweise des Marktes ermöglichen, bis sich alles wieder beruhigt hat. Zudem ist eine solche Absicherung in den meisten Fällen billiger, als viele einzelne Aktien oder ETF Positionen zu verkaufen. Mit z.B. nur 1000 Euro kann man problemlos die Hälfte eines 10 Tsd. Euro Depots konservativ absichern. Die Gebühren für den Kauf der Absicherungsposition belaufen sich dabei nur auf ca. 5 Euro. Würde man z.B. bei 10 Aktienpositionen alle 10 Werte verkaufen und später wieder zurückkaufen, dann wäre mehr als das fünfzehnfache bis zwanzigfache an Gebühren fällig.
Zudem kann die möglichweise anfallende Steuerlast auf die Kursgewinne den gesamten Gewinn weiter drücken und einen geringeren Rückkaufswert durch den so ebenfalls geringeren Cash Bestand verursachen, da von diesem ja die Steuer (Abgeltungssteuer) abgezogen wurde. In einem solchen Fall kann also eine kostengünstige Absicherung durchaus sinnvoll sein. Geht es gegen die eigenen Erwartungen dann doch weiter nach oben an den Märkten, dann partizipiert man nur zur Hälfte an diesen Kurssteigerungen, geht es allerdings runter, dann macht man wiederum nur den halben Verlust mit und kann die Short Position später auflösen und für das Geld günstig Aktien oder ETF nachkaufen. In jedem Fall senkt es bei hektischen Märkten massiv die Volatilität (konservative Absicherungspositionen mit einem geringen Hebel natürlich vorausgesetzt!)

Fazit und persönliche Meinung:

Wenn man sich den Gedanken der Absicherung oder auch des vorzeitigen Verkaufs von Aktien und ETF bei entsprechenden Korrekturen oder stärkeren Marktverwerfungen genauer betrachtet und ständig darüber grübeln muss, dann sollte man sich lieber seine Portfoliostruktur, insbesondere deren Assetverteilung (Anlageklassen) genauer ansehen.

Wer z.B. nur einen reinen MSCI World ETF im Portfolio hat, der muss damit klarkommen, dass dieser problemlos ohne Absicherung um 60 Prozent und mehr fallen kann. Wenn zusätzlich auch noch Währungskursverluste anfallen, dann können es auch locker weit über 70 Prozent Minus werden. Kann man das verkraften? Psychisch und finanziell? Ich habe selbst bei meiner langfristigen Anlagestrategie nur 42,5 Prozent Aktienquote im Portfolio, da ich eine solche Situation nicht akzeptieren kann und möchte. Da ich ein konservativer Anleger bin, für den Anleihen, Wandelanleihen und Gold neben Aktien auf jeden Fall auch dazu gehören, ist eine reine Aktieninvestition für mich nicht mit einem Wohlfühlfaktor bei meiner Geldanlage verbunden.



Langfristig (mehr als 20 Jahre), sind Aktien natürlich immer die Gewinner an den Märkten gewesen, aber für ein nachhaltiges und möglichst stabiles passives Einkommen und eine hohe Stabilität im Depot bin ich gerne bereit weniger Gewinne zu erzielen als möglich wären. Wer ständig über das Verkaufen oder das Absichern seiner Positionen nachdenken muss, der steht meiner Meinung nach weder hinter seiner Strategie noch fühlt er sich wohl damit. Zudem gab es auch schon viele Situationen am Markt, da waren auf Sicht von 10 Jahren und mehr die Anleihemärkte deutlich besser als die Aktienmärkte in ihrer Entwicklung. Wer möchte z.B. bei einer Anlagedauer von selbst 30 Jahren und einem schön ersparten Portfolio dann in den nächsten 5 Jahren durch einen Crash 70 Prozent und mehr seines Geldes verlieren, weil er 100 Prozent auf Aktien gesetzt hat?

Zum Thema weiterführende Informationen und zusätzliche interessante Beiträge:


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Über Marco Eitelmann 377 Artikel
Mein Name ist Marco Eitelmann und ich freue mich, dass Dein Interesse für diesen Blog, der mittlerweile schon seit 2014 existiert, geweckt wurde. Auf dieser Webseite geht es hauptsächlich um die Themen: „Selbständigkeit, Blogging und Internetmarketing sowie Börse und damit verbundene Investitionsmöglichkeiten“. Ziel aus allen Themen soll ein möglichst stabiles, langfristiges und vor allem nachhaltiges passives Einkommen sein. Meine Qualifikationen: Ich bin finanziell selbständig und erfolgreich unabhängig durch meine Web-Projekte und meine Börsen-Investitionen geworden und verfüge so über tiefes Fachwissen in diesen Bereichen aus langjähriger Erfahrung und stetiger Weiterbildung. Ich bin seit 1999 durchgehend privat am Kapitalmarkt tätig und habe von Aktien, Anleihen, Rohstoffen, Fonds, ETF bis hin zu Zertifikaten wie Turbo Optionsscheinen, Mini Future- und Bonus/Reverse Bonus Zertifikaten alles aktiv gehandelt. Ich habe sowohl den Crash von 2000 als auch den von 2007/2008 mit prozentual geringen Verlusten mitgemacht und kenne nicht nur die Sonnenseite der Märkte. Meine grundlegende Investitionsstrategie ist konservativ, global breit diversifiziert und langfristig ausgelegt.

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